Donnerstag, 21. Mai 2015

Ein Meer für den König der Wege

Ein herzlich-sonniges dickes Danke an Euch alle! Ich habe so tolle Kommentare von euch bekommen, hier und auf facebook. Sooo schön. Ich habe mich so sehr gefreut, ihr seid echt unglaublich. Ihr meintet, ihr wollt mehr Geschichten, mehr Gedanken, einfach  mehr. Oh wie glücklich ihr mich macht. Und so gehts auch gleich los mit einem kleinen Kräuterabenteuer.

Meine Kräuterfrau V. und ich hatten uns vor ein paar Tagen zum Kräuterspaziergang im Diemeltal verabredet und ich bin mit ihr ins Tal gefahren. Ich wollte mit ihr den hinteren Teil des Diemelradweges erkunden, denn die Ecke kenne auch ich bisher kaum. Der Kobold blieb bei meinem Mann. V. hatte ihre kleine, wilde Labradorhündin mit und Faye war natürlich auch dabei. Die beiden haben sich auf Anhieb super verstanden und sogar gespielt! Das ist sehr erwähnenswert, denn Faye ist sonst immer sehr zickig und muss erst mal tagelang auftauen bis sowas möglich ist. Perfekt!

Wir machten uns also auf den Weg. Auf der einen Seite entlang an wundervollen majestätischen Eichen und riesigen Buchen, auf der anderen Seite unser liebes Flüsschen Diemel. Es war ein warmer Frühlingsabend, die Sonne schien und es wehte ein kräftiger Wind.

Kurz vor dem Viadukt überraschten unsere Hunde ein Liebespärchen. Nunja, der schöne Tag wollte halt genutzt werden *lach*. Wir pfiffen die Hunde zurück und gingen schmunzelnd weiter. Was uns dann nach dem Passieren des Viaduktes jedoch erwartete, hätte ich mir nicht mal träumen lassen.

Vor uns lag zu beiden Seiten des Weges eine Wiese, die eine Seite gemäht und wunderbar zum Hundetoben, die andere Seite naturbelassen. Zu Beginn stand eine uralte Weide mit so dickem Stamm, dass wir zusammen ihn nicht umfassen konnten. Der Baum muss schon einiges mitgemacht haben, sein Stamm wuchs verdreht und knorrig und wand sich nach oben. Auf der hinteren Seite zeugten tiefe Löcher im Baum von dicken, abgebrochenen Ästen. Dieser Baum mit seinen tiefem Loch im Stamm erinnerte mich stark an den Schoß einer Frau, mit gespreizten Beinen. Es sieht wirklich so aus, als würde man in Mutter Erdes Schoß schauen. Unglaublich beeindruckend. Ein ganz toller Kraftort.

Doch das war nicht alles. Vor uns erstreckte sich eine ganze Wiese voller Spitzwegerich. Eine ganze Wiese, dicht an dicht! Selbst meine Kräuterfrau konnte es nicht glauben, wie viel Spitzwegerich hier wächst. Sowas hatte sie noch nie gesehen.

Beim ersten Wochenende der Heilpflanzenkundeausbildung habe ich noch zu meiner Tischnachbarin gesagt, dass ich schade finde, dass ich bisher nie Spitzwegerich gefunden habe. Auf meinen Spaziergängen konnte ich suchen und suchen, niemals zeigte er sich mir. Selbst auf Kräuterwanderungen habe ich ihn erst gesehen, wenn ich darauf aufmerksam gemacht wurde. Still und etwas wehmütig habe ich gedacht, dass wir wohl nicht füreinander gemacht seien. Was ich sehr schade fand, denn der Spitzwegerich hat so wundervolle Eigenschaften und ich lese immer sehr gerne über ihn. Ich finde ihn geheimnisvoll und sehr mächtig. Den Breitwegerich dagegen finde ich überall. Selbst im Januar.

Und nun das. Ein Meer von Spitzwegerich. Und das ist wirklich nicht übertrieben. Spitze, gerippte, große und kleine Blätter reckten sich zu tausenden gen Himmel. Und aus ihrer Mitte entsprangen die feinen Blütenknospenkölbchen. Die Hälfte hatte sich schon geöffnet und an kleinen lustigen Stielchen baumelten die seltsamen Blüten. Geschlossen sieht der Blütenkolben fast aus wie ein geschlossener Zapfen.

Ich konnte es noch gar so richtig fassen. Da war er, vor meiner Nase in vollster Pracht! Und doch wollte ich nichts mitnehmen. Irgendwie hätte es jetzt nicht gepasst. V. pflückte ein paar der geschlossene Kölbchen und wir gingen weiter.

Doch diese Wiese hatte noch mehr für uns. Weiß blühender Beinwell und wilder Meerrettich! Oh hey, wo bin denn ich gelandet? 


Nach einer Flussbiegung hatten wir zu unserer Linken steile Erdwände ohne Bewuchs. Die Bäume oben an der Kante traten mit ihren Wurzeln schon gefährlich über den Rand. Und überall in dieser Erdwand waren kleine Löcher, ungefähr so groß wie Mauselöcher. Ich bin mir sicher, dass es sich um Behausungen von Eisvögeln handelt. Mein Mann erzählt mir im Sommer nach fast jedem Angeltrip, dass er einen Eisvogel gesehen hat. Ich habe leider noch nie einen sehen können.

Danach haben wir erstmal ein kleines Päuschen gemacht. Wir suchten uns eine flache Stelle am Fluss und machten es uns gemütlich. Ein Kuckuck rief dabei unentwegt und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich hatte frisch gebackenes Brennnesselbrot, kleine Tomaten und Rohkostbrote dabei. Auf die Brote packten wir uns Giersch der genau zu unseren Füßen wuchs, lehnten uns zurück an den Stamm einer Weide und genossen einfach diesen schönen Abend voll herrlicher Überraschungen.

Danach machten wir uns langsam wieder auf den Rückweg und ich war mir ganz sicher, dass ich sobald es ging wieder zurück kehren würde.

Der Spitzwegerich rief mich sogar schon am nächsten Tag. Aber das erzähle ich dann nächsten Post, denn sonst wird der Eintrag hier noch mehrere Kilometer länger ;).

1 Kommentar:

  1. Einfach nur wuuuunderschön... Wie ein Beitrag aus meiner Seele.
    Traumhaft zauberhaft!
    Danke Dir ^^
    GLG, MamaMi

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